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Blick in den Lehrgang: FÜP- Führungspotenziale entwickeln

mit Emine Ygit, St Josef Krankenhaus

Was war Deine Motivation, am FÜP teilzunehmen?
Mir wurde eine Führungsposition in Aussicht gestellt, und mir wurde angeboten, mich in der Zeit bis dahin entsprechend weiterzubilden. Für die ASOM habe ich mich entschieden, weil ich mich beim Orientierungsworkshop sehr wohl gefühlt habe: Ich habe gemerkt, hier werde ich viel lernen, hier bin ich richtig. Ich durfte offen sein, wurde so angenommen, wie ich bin, meine Fragen wurden beantwortet. Auch der Kontakt mit den anderen Teilnehmer:innen war von Anfang an sehr vertraut und wertvoll.
Seit März bin ich jetzt in dieser Führungsposition und merke, ich kann wirklich etwas verändern, ich kann die Dinge selbst in die Hand nehmen und entsprechend bearbeiten. Das macht mir große Freude. Man nimmt ja auch als Mitarbeiterin viel wahr, weiß, was nicht funktioniert oder nicht der Richtlinie entspricht, aber muss dann immer irgendwo anfragen und hat nicht die Möglichkeit, das direkt zu verändern.

Was ist das Besondere am FÜP?
An der ASOM und im FÜP war für mich von Anfang an besonders, dass ich hier das Gefühl bekommen habe, anerkannt zu werden. Ich konnte offen sein, es ist ein geschützter Rahmen, ich kann mich so äußern, wie es mir entspricht - das habe ich so vorher noch nicht erlebt. Und die Trainer:innen sind einzigartig - ich fühle mich wirklich bei jedem gut aufgehoben. Sie sind alle sehr unterschiedlich - jedes Seminar wird von anderen Trainer:innen gehalten, dadurch kommen viele verschiedene Sichtweisen vor, und man kann von jedem etwas anderes lernen. Sonst ist es ja oft so, dass es nur einen Trainer gibt, dann lernt man eben nur eine Sichtweise kennen.

Was hat Deine Organisation von Deiner Teilnahme? Was nimmst Du mit in den Arbeitsalltag?
Ich bin deutlich selbstbewusster geworden. Ich habe gehört: „Du bist zwar streng, bringst aber etwas weiter“. Das Feedback nehme ich gerne an - denn streng heißt ja nicht gleich böse oder ungut, es heißt für mich: Ich bin klar, und sage, was ich erwarte. Ich sage nicht „eventuell, vielleicht, irgendwann“ sondern „so setzen wir das um“. Ich habe auch gelernt, zuerst zuzuhören, nachzudenken und dann erst umzusetzen - also nicht immer sofort zu reagieren. Man kann sich auch Zeit lassen.
Ich habe von jedem Modul etwas in den Führungsalltag mitgenommen und setze es ein, manchmal bewusst, manchmal unbewusst.

Und last but not least: Was ist aus Deiner Sicht zentral, um als Führungskraft in einer sozialen Organisation wirksam werden zu können?
Präsenz ist zentral. Also da sein, und ansprechbar. Die Mitarbeiter:innen wissen, sie können mir vertrauen. Sie wissen, sie können sich an mich wenden und ich bearbeite ihre Anliegen, manchmal sofort, und manchmal lasse ich mir eben Zeit und schaue mir das genau an - weil vielleicht hat jemand auch unrecht, und weiß es nur nicht. Es ist wichtig, die Aufmerksamkeit gut zu verteilen, zum Beispiel nicht nur die zu beachten, die immer im Krankenstand sind, sondern auch die wahrzunehmen, die immer da sind und ihre Arbeit machen.
Du arbeitest ja im Brennpunkt der aktuellen Krise im Gesundheitswesen - wie gehst Du mit dem Ressourcenmangel um?
Ich komme mit dem klar, was ich habe. Ich schaue mir an, was habe ich in der Hand, welche Ressourcen stehen mir zur Verfügung? Und damit gehe ich dann um. Es gibt ja immer Handlungsoptionen, sie sind aber vielleicht anders, als man sich das vorstellt. Das habe ich mir schon als Kind vorgenommen, ich habe mir das früher aufgeschrieben, was habe ich und was bringt mich weiter im Leben. Es gibt immer Möglichkeiten. Zum Beispiel unser Gespräch hier, wir wollten ja gemeinsam im Kardinal Kaffee trinken, jetzt ist Deine Tochter krank und wir sind spontan auf Zoom umgestiegen - da wären wir vor 5 Jahren auch
nicht drauf gekommen, da hätten wir den Termin wahrscheinlich verschoben.